Victron Batteriecomputer: 100%, oder doch nicht?

  • Mir ist jetzt in den vergangenen Tagen mehrfach ein Problem zu Ohren gekommen, welches ziemlich sicher mit der aktuellen Jahreszeit häufiger vorkommt und deshalb auffällt.


    Habt ihr das auch, dass euer Victron BMV Batteriecomputer 100% anzeigt, ihr habt aber das Gefühl, dass das nicht stimmen kann? Waren es kurz vorher noch 70% und auf einmal 100?
    Genau das ist das Problem, um das es mir hier geht.


    Das Schlagwort heisst "Schweifstrom" und ein entsprechender Wert ist im BMV einzustellen.
    Ich zitiere mal die Bedienungsanleitung, gemeint sind Menüpunkte im Setup-Menü



    Die Voll-Ladungs-Spannung beträgt in der Standardeinstellung bei Punkt 02 13,2 oder 26,4 Volt


    Ich bringe das ganze mal in verständliche Worte.
    - Eine Solaranlage bringt noch 5A Ladestrom, für die Jahreszeit ist das denkbar.
    - Die im BMV eingestellte Batteriekapazität beträgt beispielsweise 400A. Der "Schweifstromwert" beträgt damit in der Standard-Einstellung 16 Ampere!


    Das heisst dann:
    WENN
    sich die Spannung im Bereich von ca. 13,8 oder 25,6 Volt befindet (kann durchaus bei 70% schon passieren)
    UND
    der Ladestrom der Solaranlage unter 16 Ampere fällt (in unserem Beispiel 5A)
    UND
    dieser Zustand gemäß Punkt 03 für 3 Minuten anhält


    dann müsste der Batteriecomputer um auf 100% umschalten und das ist natürlich nicht gewünscht.


    Ich weiss, wie man andere Werte einstellt, was mir hier aber fehlt ist Erfahrung.


    Daher meine Frage:
    Hat jemand schonmal mit diesen Werten herumprobiert und eine Konstellation herausgefunden, die halbwegs glaubwürdige 100%-Zustände hervorruft?
    Das wäre für viele, auch für mich, sehr hilfreich.

    Viele Grüße,
    Martin
    --
    Ü-Wagen Umbaugalerie: http://ue34.de
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  • Was sagt denn Victron dazu? Hast du mal da gefragt?

    Aktuelles Gewicht meines Setra S80: ca. 7501kg inkl. 330 Liter Frischwasser und fahrbereit.
    Also bin ich hier im Forum richtig...

  • Habe genau das gleiche Problem hier in Spanien. Wenn ich meine LiFePO4 Batterien mit meinem WT-Combi-S Wechselrichter Auflade mit ca.800 - 1000 Watt , dauert es ca. 3 Std bis 100% angezeigt wird bei 13,2Volt. Wenn ich aber mit den Solarzellen Auflade ( Max . Ertrag 300 Watt) dauert es auch 3 Std bis 100% angezeigt wird bei 13,2 Volt. Ich glaube das bei 13,2 Volt automatisch 100% angezeigt wird, obwohl die Batterie gar nicht voll ist.

    Wenn du glaubst,dass Abteilungsleiter Abteilungen leiten,dann glaubst du auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten !

  • Habe das Phänomen auch schon festgestellt, hatte in Kapellen noch zwei Stunden einen Infarotstrahler in Betrieb.
    Dabei fiel mir auf das der Voltwert auf etwas über 23Volt fiel.Also waren die Batterien nicht bei hundert Prozent,
    sondern irgendwo bei 80 oder 85Prozent.Am besten man schaut morgens mal auf die Voltanzeige dann erkennt
    man schnell ob es Abends überhaupt hundert Prozent sein können.
    Gruß Rainer

  • Hi habe mich zwar noch nicht vorgestellt aber ich glaube dass der link bei Youtube dein Problem anspricht.


    Mfg Michael aus Berlin (und hoffentlich bald Wohnbusfahrer)



  • ich glaube dass der link bei Youtube dein Problem anspricht.


    Exakt! Aber auch wenn man hier die meines Erachtens relevanten Einstellungen beläßt, müssen diese für große Batteriebänke und mäßig große Solaranlagen angepasst werden...
    Und hier war meine Frage, ob das schonmal jemand gemacht hat und Erfahrungswerte hat...
    Oder ist noch jemand für einige Zeit unterwegs und würde mit mir zusammen mal Werte austüfteln? Ich würde dann was ausrechnen, derjenige stellt sie ein und beobachtet, ob sich das "Problem" verbessert.

    Viele Grüße,
    Martin
    --
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  • Was sagt denn Victron dazu? Hast du mal da gefragt?

    Ich würde dem Kollegen hier recht geben und einfach mal Victron anschreiben... das dürfte man vom Hersteller erwarten, dass sie entsprechende Erfahrung mit verschiedenen Systemen haben, um dir weiterzuhelfen. Das ist bestimmt der bequemere Weg-
    Aber würde es genauso machen und erstmal in die Runde fragen...und sowieso geht probieren über studieren. ;)

  • Oder ist noch jemand für einige Zeit unterwegs und würde mit mir zusammen mal Werte austüfteln? Ich würde dann was ausrechnen, derjenige stellt sie ein und beobachtet, ob sich das "Problem" verbessert.


    Ich bin zwar nur noch mäßig unterwegs, bewohne aber den Bus. Können wir machen ...

  • Hab nur mal kurz in der Mittagspause hier reingelesen....
    Ja, da kann ich Euch was dazu schreiben, müsst Ihr aber bis heute Abend warten, wird ein etwas längerer Artikel.
    (Dann schreibe ich auch meine "Vorstellungsrunde").


    Bis dann
    Gruß
    Matthias

  • Oh ja ... bitte !


    Weiteres Problem: Bei mir sind zwei BVMs an zwei Batterieblöcken je 375Ah auf 24V und seltsamerweise haben die unterschiedliche Spannungsaussagen auch wenn die Batts zusammengeschaltet sind ... und nein auch im Dunklen wo die Solaranlage nichts einspeisen sollte ... mehrere Zyklen sind schon durchlaufen bis zur Ladeerhaltung sowie mehrfache Syncs und Zerosetzungen ... Ich bin mittlerweile relativ ideenlos, da kaum (Ausgleichs-)Strom fließen dürfte und daher kein nenneswerter Spannungsabfall an Übergangswiderständen entstehen sollte ...


    Die Dinger werden mir immer suspekter ...

    Gruß


    Sputnik



    Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König.
    Derzeitige Fz.: MB O404 Wohnbus BJ.92; Cupra Leon ST Hybrid BJ.22; Audi A4 Avant 1,8T BJ.05; Toyota Supra MK3 BJ.87
    Frühere Fz. (Auszug): MB O307 Wohnbus exBüchereibus mit O303 Front Bj.80; BMW (318is Coupe, 330xD Coupe, 520D Touring diverse); Toyota Supra MK2

  • Also, erst mal zur Eingangsfrage von Martin:
    Die automatische Nullstellung braucht man eigentlich nur beim allerersten Mal, damit sich der Amperestundenzähler synchronisiert. Wenn der Ladefaktor richtig eingestellt ist, sollte dann der Ah-Zähler wieder bei Null ankommen, wenn die Batterien wirklich voll geladen sind, und nicht früher. Daher habe ich die "Charged Voltage" Spannung auf 14,2 V gestellt (oder beim 24 V-System wären das dann eben 28,4 V), die "Charged Detection Time" auf 30 min und den "Tail Current" auf den geringst möglichen Wert von 0,5 %. Der Ladestrom einer voll geladenen Baterie geht tatsächlich so weit runter. Ist er noch höher, dann ist die Batterie eben noch nicht voll geladen. Die "Charged Voltage" sollte etwa 0,1 bis 0,2 V niedriger gewählt werden, als die Lichtmaschinenspannung des Fahrzeugs, mit der die Batterie während der Fahrt geladen wird.


    Bei einer Bleibatterie (auch AGM und Gel sind Bleibatterien) nimmt der Ladestrom immer mehr ab, je höher der Ladezustand ist. Daher dauert es auch, wenn sie schon - sagen wir - zu 90 % geladen ist, noch mindestens 5 Stunden, bis sie vollständig geladen ist, bei einer Gel-Batterie eher noch länger. Und diese Zeit sollte man ihr auch gönnen, wenigstens hin und wieder. Im Sommer mit Solaranlage kein Problem; wenn man viel fährt auch nicht. Und wenn die Lademöglichkeiten knapp sind, ist es besonders wichtig, die Ladezustandsanzeige des BMV auch richtig nutzen zu können - wenn er schon so brav die Amperestunden mitzählt. Dann erkennt man nämlich, ob jetzt schon 100 % oder erst 96 % Ladung erreicht sind. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, ob der eingestellte Ladefaktor stimmt, d. h. dass die 0 % Entladung dann erreicht werden, wenn der Ladestrom auf die besagten 0,5 % (in A) der Batteriekapazität (in Ah) gesunken ist. Wenn der Ladestrom sehr gering ist und auch mit der Zeit nicht mehr weiter absinkt und der angezeigte Ladezustand ist noch nicht bei 100 % angekommen, dann ist der Ladefaktor "Charge Efficiency Factor" zu niedrig eingestellt. Umgekehrt, wenn schon 100 % Ladung angezeigt werden, aber der Ladestrom noch 1 % der Kapazität oder mehr beträgt und allmählich weiter abnimmt, dann ist der Ladefaktor zu hoch eingestellt.


    Was hat das mit diesem Ladefaktor auf sich? Eine Bleibatterie hat keinen Wirkungsgrad von 100 %. Schon deshalb nicht, weil ja die Ladespannung immer höher sein muss als die Entladespannung. Aber auch in Amperestunden gemessen ist der Wirkungsgrad kleiner als 100 %. Mann muss also etwas mehr Amperestunden wieder hineinpumpen, als man vorher entnommen hat. Wenn kein Datenblatt verfügbar ist oder dort kein Ladefaktor angegeben ist, würde ich mal mit 92 % beginnen. Und dann immer schön die Amperestunden bzw. den SOC (Ladezustand) beobachten in Abhängigkeit des Ladestroms, wir oben beschrieben. Im ersteren Fall (100 % werden erst sehr spät wieder erreicht) kann man ja mal kurzfristig die eingangs genannten Parameter extrem verändern (niedrige Spannung, kurze Zeit, hoher Strom), um sozusagen "von Hand" den Ah-Zähler wieder zu synchronisieren. Wenn er dann auf 0 Ah bzw. 100 % SOC (State of Charge = Ladezustand) gesprungen ist, stellt man wieder die oben genannten Werte zurück. Im zweiten Fall (100 % wird zu früh erreicht) passt ja die Synchronisation sowieso wieder, wenn die Batterie trotzdem voll geladen wird, bevor der nächste Entladezyklus beginnt.


    Die Synchronisation über die einstellbaren Parameter ist also nur ein Notbehelf bei falsch eingestelltem Ladefaktor oder wie gesagt für die erste Inbetriebnahme. Im Normalbetrieb wird es immer so sein, dass die Batterie, wenn sie schon voll geladen ist, durch die Erhaltungsladung ein kleines Bisschen "überladen" wird. Das ist in Ordnung und tut einer Bleibatterie gut (zumindest, wenn die Spannung dabei nicht zu lange Zeit zu hoch ist). Dieses geringfügige "Überladen" sorgt dann bei Bedarf auch für die Synchronisation des Ah-Zählers, wenn der z. B. erst 99,5 % anzeigt, die Batterie aber eigentlich schon voll war. Der zusätzliche Ladestrom, den die Batterie während der Erhaltungladung noch aufnimmt, lässt dann den Ah-Zähler wieder auf 0 Ah bzw. die Ladezustandanzeige auf 100 % laufen.


    Gruß
    Matthias

    2 Mal editiert, zuletzt von _Matthias ()

  • und seltsamerweise haben die unterschiedliche Spannungsaussagen auch wenn die Batts zusammengeschaltet sind ...

    Das wundert mich jetzt und ist auf die Ferne schlecht zu beurteilen. Schließ doch mal beide Geräte an die selbe Stelle an, um festzustellen, ob die überhaupt die Spannung gleich anzeigen. (Eigentlich messen die BMV aber ziemlich genau.)


    Du musst dazu die Plus-Messleitung beider Geräte an die selbe Stelle anschließen, aber auch der Minus-Messpunkt muss identisch sein. Dazu solltest Du den Shunt einer Batterie mal provisorisch an die andere klemmen (also beide Shunts an den Minuspol einer Batterie).


    Oder - einfacher:
    Tausche mal die Leitung, die vom Shunt kommt und in das Anzeigeteil eingesteckt ist, zwischen den beiden Anzeigeteilen aus. Wandert dann die Spannungsanzeige mit?


    Dann sehen wir weiter ...


    Gruß
    Matthias

  • ja stimmt ich wechsel mal ein bisschen herum ... Aber Minus vom Shunt zusammenzulegen macht m.E. keinen Sinn da alle (in Summe sind es drei) direkt am Chassis liegen und selber ja nur einen minimalen Widerstand darstellen, also das nahezu gleiche Potential haben (die Spannungsdifferenz sind einige 10tel Volt) ... aber die Plusversorgungsleitung könnte eventuell die Ursache sein ... Das checke ich zuerst ! Danke für die Anregung ...

    Gruß


    Sputnik



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  • Danke Matthias, auch für nicht Elektrofachleute absolut Verständlich geschrieben. :thumbup:

    Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.

  • 8| sehr interessant und ein Thema wo ich keine Ahnung von habe !
    Transwatt in Soest stellt mir jedes Jahr den BMV neu ein um alles an die Alterung der Batterien anzugleichen.
    Vielleicht hat es ja auch damit zutun?


    [ironie]Aber das Rost ein schlechter Stromleiter ist da sind wir uns schon einig? [/ironie]

  • Das hätte ich so gut nicht erklären können, vielen Dank Matthias!
    Auch für die Erfahrung, an diese "extremen" Werte hätte ich mich mühsam rantasten müssen.

    Viele Grüße,
    Martin
    --
    Ü-Wagen Umbaugalerie: http://ue34.de
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  • Hallo zusammen. Ich muss dieses Thema noch mal aufrollen. Ich verstehe leider nur Bahnhof und bin in Spanien. Keine Hilfe greifbar also.


    Ich habe den Glauben an meinen BMV bereits aufgegeben, als ich euren Beitrag von Martin zugeschickt bekommen habe. Kann mir jemand sagen, wie ich mein System richtig einstellen soll? Aktuell wird mir nämlich zumindest nicht der richtige Ladewert angezeigt, glaube ich!


    Gibt es eventuell die Möglichkeit übers VRM-Portal Einstellungen zu übertragen? Oder mache ich das nur über den BMV-Smart per App?



    Ich habe mal ne Zeichnung gemacht, wie ich alles verkabelt habe. Sollte so korrekt sein meine ich.


    Mein System besteht aus einem EasySolar 24/3000/70. Dieser vereint in einem Gehäuse.

    • BlueSolar Charger MPPT 150/70
    • MultiPlus 24/3000/70-50
    • ColorControl

    Dazu habe ich einen BMV-712 Smart ergänzt.


    Mein Batteriespeicher besteht aus 4 * 12V 280Ah Solarbatterien von BIG. Diese sind zu 2 * 24V 280Ah (ergibt 24V 560Ah Solarspeicher) verbunden.
    Ein Datenblatt gibt es nicht, nur folgende Infos konnte ich in Erfahrung bringen:
    Max. Ladespannung 14.4V
    Max. Ladestrom 22A
    Max. Entladetiefe 50-60% (Max. 12.1V)


    Geladen werde ich ausschließlich über meine PV-Module. Diese habe ich parallel geschaltet, zu 2 Reihen, mit jeweils 4 Modulen. Weitere Infos dazu im Bild vom Aufkleber der Rückseite.


    Eine Lima oder ein Generator ist derzeit nicht angeschlossen.
    Das Laden über Landstrom nur unregelmäßig möglich, da ich meistens "frei stehe".




    Ich danke euch für die Hilfe!!!

  • Wenn mit PV geladen wird, epfehlt Victron an die 'charged' Spannung nur ein bisschen unter den absorbtion spannung zu konfigurieren. Also normalerweise bei 24V ist die absorbtion Spannung 28.8V, also BMV 'charged' Spannung auf 28.2 einstellen. Ich habe meinen BMV so konfiguriert wie Victron es empfehlt und habe keine Probleme.
    Das alles wird im Video erklärt. Hier ist die ganze Text des Videos:
    https://www.victronenergy.com/…0-series-sync-parameters/

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