Wer ist hier denn "vom Fach" ?

  • Mich würde mal interessieren, wer hier denn auch beruflich mit Bussen zu tun hat oder hatte ?


    Die Idee, das mal zu fragen, kam mir, als ich den "60 km/h"-Trööt mit dem "Schatzkästlein übler Busfahrertricks" zersabbelt habe. Die haben ja vielleicht für die meisten von Euch einen uralten Bart - wer weiß ?


    Bis die Tage, Ralph

  • Ich bin vor 14 jahren mal 2,5 Jahre Bus gefahren gefahren, erst in der Stadt Karlsruhe und dann Überland bei der Bahn...aber das war mir täglich bei weitem zuviel, vorallem der Stadtverkehr...ich hab keinen Bedarf mehr...und die ersten Citronen mit Starrachse waren auch nicht so wirklich meins

    Gruss


    Matte
    _____________________________________________________________
    Steyr SL 12H 210 Wohnbus, Bj. 1976
    Mercedes-Steyr SML 14 H 256, Bj. 1980 und 1984

  • ja, ich meinte die Citaros Überland ab Bj.1998


    war auch Ing. bei VOLVO Bus in der Konstruktion...

    Gruss


    Matte
    _____________________________________________________________
    Steyr SL 12H 210 Wohnbus, Bj. 1976
    Mercedes-Steyr SML 14 H 256, Bj. 1980 und 1984

  • Du hast die Buschaoten vergessen... ?( :D .. Ich bin vom Fach... Berufsbuskutscher ohne Bock auf den total unterbezahlten Bus Job mehr..Jetzt fahre ich lieber Salzsäure durch die Gegend.. Fracht kotzt net. Fracht motzt net..

  • Berufsbuskutscher ohne Bock auf den total unterbezahlten Bus Job mehr.

    aha, also scheint das Problem deutschlandweit präsent zu sein. Ein "Hoch" auf die Abschaffung der Tariftreuegesetze, auch mit der europaweiten Linienausschreibung wurde da dem Lohndumping Tür und Tor geöffnet. X( :thumbdown: :( und wenn dann ein emsiger Betriebsrat, bzw. Gewerkschaft mal bezüglich Lohnkürzungen mauert, wird der Laden kurzerhand dicht gemacht, siehe hier in Hessen bei der DB-Tochter RKH


    http://www.giessener-allgemein…,1_puid,1_pageid,113.html


    an die Stelle der RKH tritt dann bei den anfallenden Linien die kohlrabenschwarzen Schafe von privaten Busunternehmern, die ihren Arbeitssklaven mit 240 Monatsstunden (nur die bezahlten Stunden, wohlgemerkt...) noch nicht mal den jämmerlich niedrigen LHO-Tarif zahlen. Und das in einem Beruf, bei dem alle fünf Jahre beim Führerschein-Gesundheitsscheck der Schein nicht mehr verlängert werden kann (wenns doof läuft, aber kann durchaus sein), und dann ist der Ofen aus! Zusätzlich besteht noch die Gefahr, durch Unfälle (viele Linienbusse haben keine Gurte für den Fahrer, weil unter bestimmten Randbedingungen nicht vorgeschrieben, und die Knautschzone beim Linienbus sollte ja bekannt sein), bzw. gewalttätige Übergriffe ("Busfahrer-Slapping") und branchenspezifische Belastungen (langes Sitzen, der schlechte Zustand deutscher Straßen) plus dem gewaltigen Stress, den man beispielsweise im Innenstadtverkehr, den langen Schichtzeiten und den Wechselschichten, sowie auch von der Gesetzesseite ausgesetzt ist, arbeitsunfähig zu werden. Und das alles für diesen Lohn? lachhaft...lächerlich...never ever, sagen sich dann viele, und zwar völlig zu Recht!


    Einen Vorteil hat die Sache: in der Branche fehlt so dringend der Nachwuchs, dass man selbst als Berufsanfänger quasi überall eine Stelle findet und als Busfahrer auch nie lange arbeitslos ist. Nur sind die offerierten Stellen dann eben auch grottenschlecht. Ein weiterer Nachteil: jeder, der nen Schein hat, wird auf den Bock gesetzt, egal wie schlecht er ist. Hauptsache, er ist billig und muckt nicht auf und ist nicht Gewerkschaftsmitglied. Wer besonders schnell die Kündigung haben will, redet einfach mal öffentlich darüber, dass sein möglicher Arbeitgeber einen gesetzeswidrigen Lohn zahlt oder macht sich in den kleinen Privatbetrieben mal emsig daran, einen Betriebsrat zu gründen oder Werbung für die Gewerkschaft zu machen. Derjenige fliegt baldmöglichst, egal wie knapp das Personal ist! Und was macht die Behördenseite? Nichts...denen ist es egal, Hauptsache billig.


    Paradoxerweise sind es gerade die kleinen Betriebe, die die höchsten Anforderungen stellen und am schlechtesten zahlen. Daher wird bei denen auch jeder greifbare Rentner mit Busschein auf den Bock gesetzt (auf 400-Euro-Basis, versteht sich...). Die sind meist dankbar, wenn sie sich noch was dazuverdienen können und mucken daher auch nicht auf. Außerdem steht ja das "normale" Personal ja nicht Schlange, weil die Bedingungen zu schlecht sind. Aber daran einfach mal was ändern? Will keiner von denen....würde ja Geld kosten.


    Zudem gibt es auf dem Arbeitmarkt quasi keine "FiF" oder gelernte Berufskraftfahrer mehr. Die meisten sind die "Zwangsverpflichteten" vom Arbeitsamt, also diejenigen, die vom Amt den DE und die BKF-Schulung bezahlt bekommen haben, weil sie nicht mehr anders vermittelbar waren oder ihren (Studien-)Abschluss hier nicht anerkannt bekommen haben. "Freiwillige", die ihren Busschein rein aus eigenem Antrieb (und noch selbst bezahlt haben) gemacht haben, gibt es prozentual nur sehr gering. Liegt wohl auch an den Führerscheinkosten, die künftig weiter zur einer Verknappung des Nachwuchs beitragen werden. Denn irgendwann sind auch mal die Generationen von Leuten in Rente, die ihren Schein über die Bundeswehr gemacht haben. Dem gegenüber steht ein immer weiter steigender Bedarf an Fahrern, der mit einer Verteuerung des Kraftstoffs und dem zunehmenden Kollaps der Innenstädte bezüglich Parkraum und Verkehrsbelastung weiter zunehmen wird.


    So, das musste jetzt einfach mal raus. Ich frage mich auch sehr oft, warum ich mir das noch antue. Und ich denke doch ernsthaft darüber nach, den ADR-Schein noch zu machen. Wenn sich dann was mit täglicher Rückkehr auftun würde, wäre ich die längste Zeit in meinem Leben Bus gefahren....Auch wenn es mal schöne Tage gibt. Aber auch ich erkenne bei mir drastische Anzeichen einer deutlichen Überlastung. Aber: Stunden reduzieren? Kann ich mir nicht leisten. Nicht von dem Lohn....

    "Auf hoher See und bei hessischen Zulassungsbehörden bist du in Gottes Hand."

  • .......tja, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


    Vielleicht sollte man Busunternehmer werden ? :evil:


    Obwohl - böser Scherz - da fallen mir auch auf Anhieb Zwei ein, die in ihrer nicht vorhandenen Freizeit, neben Disposition und Selber-fahren, nachts noch unter ihren Karren liegen, damit sie am nächsten Tag noch laufen. Es gibt sicherlich schwarze Schafe, aber die meisten - so habe ich den Eindruck - kämpfen selbst nur um ihre nackte Existenz.


    Die ganze Branche ist, wenn man die ganzen ( legalen ! ) Abgründe mal richtig auslotet, eigentlich zum Kotzen und wenn mancher Fahrgast sich die Mühe machen würde, das zu hinterfragen, würde er zuerst und am lautesten nach Mindestlöhnen und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen schreien.


    Aber nochmal zurück zur Ausgangsfrage : Sonst niemand ? Busunternehmer vielleicht ? Siehe oben ..... :D


    @ Jonson : "Fracht kotzt net, Fracht motzt net." Sooooooo isses ! :D :D :D


    Bis die Tage, Ralph

  • ich glaub, wenn die meisten Fahrgäste wüssten, wie schlecht bezahlt und übermüdet die Fahrer sind, bzw. wie lange die schon auf dem Bock sitzen und mal näher sich die kaputtgesparten Kisten anschauen (trotz aller drei Monate SP bei den ollen Kisten wird da gespart, was geht...eine hiesige Firma verlangt von ihren EIGENEN FAHRERN 5 Euro Spritzuschlag, wenn sie im Sommer die Klimaanlage anschalten 8| ), der sie tagtäglich ihr Leben anvertrauen, würde der ÖPNV drastisch an Fahrgästen verlieren. Gerade Eltern von Schulkindern würden da ganz schnell nicht mehr ihre Liebsten an die Bushaltestelle bringen. Folge: weniger Fahrgäste und noch weniger Einnahmen, ergo sterben viele Firmen weg und zwangsläufig müssen die Zuschüsse zum ÖPNV wieder erhöht werden.


    Aber naja, genauso, wie der Kunde in den Lebensmitteldiscountern auch nicht so recht wissen will, wo der Billigfraß, den er sich da tagtäglich reinstopft, tatsächlich herkommt und was da eigentlich drin ist, will das beim ÖPNV auch keiner wissen. Hauptsache BILLIG! Aber wenn mal was passiert, ist immer der Busfahrer schuld und bekommt von allen Seiten den Schwarzen Peter zugeschoben. Bevor eine ganze Firma finanziell stirbt, soll lieber erstmal die Existenz des Fahrers sterben.... ;(

    "Auf hoher See und bei hessischen Zulassungsbehörden bist du in Gottes Hand."

  • tja so wie mein Sohn letztens dem "eingeschlafenen" Fahrer des Schulbusses erklären musste, dass ER nicht mehr fährt ... zumindest nicht seine Schwester, deren Freunde/innen und Ihn nachdem der Bus mit Glück nach einem Gefälle zum Stehen kam ... meine erste Frage nachdem ja alles gut gegangen war ... was hatte der Fahrer ... unklar im Nachhinein scheinbar gesundheitlich bedingt ... hätte anders ausgehen können für alle Fahrgäste und Fahrer ...

    Gruß


    Sputnik



    Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König.
    Derzeitige Fz.: MB O404 Wohnbus BJ.92; Cupra Leon ST Hybrid BJ.22; Audi A4 Avant 1,8T BJ.05; Toyota Supra MK3 BJ.87
    Frühere Fz. (Auszug): MB O307 Wohnbus exBüchereibus mit O303 Front Bj.80; BMW (318is Coupe, 330xD Coupe, 520D Touring diverse); Toyota Supra MK2

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